Anpassung

Schauen wir uns diesen Schlüssel einmal an Beispielen genauer an: Wirkliches wirkt direkt. Was bedeutet das? Betrachten wir zunächst eine Banalität. In der heutigen Zeit ist der Kauf eines neuen Computers eine stets wiederkehrende neue Aufgabe. Man geht in ein Geschäft, sieht neue toll aussehende Geräte und ist begeistert von der Innovation, der Neuerungen, der sich weiter entwickelnden Technik. Und dann, man steht vor dem Traum seiner Vorstellung, ein Gerät wie aus dem Bilderbuch. Es kommt Begeisterung auf. Und jetzt heißt es: kaufen… Sicher?

Anderes Beispiel: Man ist seit 30 Jahren in einer Firma, stets am gleichen Arbeitsplatz und kennt seine Wirkungsstätte wie seine Westentasche. Dann neue Kollegen, ein neuer Chef, und schon bald zeitigt der tägliche Umgang eine Wandlung. Die Kollegen nämlich formieren sich zu einem Mob, haben den Chef an ihrer Seite und piesacken unaufhörlich. Man hat offenbar beschlossen, dich loszuwerden. Und das heißt jetzt, sich einen neuen Arbeitsplatz suchen, sogar kündigen vielleicht, und ganz neu irgendwo anders anfangen… Sicher?

Nun, ich bin und war da etwas anderer Meinung. Und meine Erfahrung in 50 Jahren bewusstem Leben gibt mir dabei recht. Begeisterung ist ein Ergriffensein von einem Geist, der, wie kann es anders sein, nicht immer auf dem eigenen Mist gewachsen ist. Der Hersteller einer Ware kennt die Feinheiten von Verkaufsstrategien bis ins kleinste Detail. Die magere technische Qualität wird durch ansprechendes Äußeres verdeckt, und wirkliche Mängel erscheinen erst dann, wenn das neue Gerät bereits in Betrieb und voll eingerichtet ist. Ein wenig Abstand von der Begeisterung und etwas Recherche sind oft hilfreich bei einer Neubeschaffung. Mein jetziges Gerät ist unscheinbar, punktet aber mit toller Qualität und Kapazität. Selten ist hohe technische Qualität von tollem Design begleitet. Wozu auch? Das kostet nur viel und bringt nur wenig. Ich zumindest bin bisher gut mit dieser Erkenntnis gefahren.

Und im zweiten Beispiel ist der Schlüssel die lange Erfahrung am Arbeitsplatz, die aufzugeben auch unter Mobbing-Aktivitäten nicht immer die beste Lösung ist. Ich selbst stand mindestens zweimal vor dieser Entscheidung, und diese hieß stets: Ich kämpfe. 30 Jahre Erfahrung sind große Waffen, denen Neuzugänge selten etwas entgegensetzen können. Man muss diese nur mit Geschick einsetzen. Dabei muss man nicht einmal gegen die Angreifer vorgehen, im Gegenteil, sich kollegial verhalten, helfen, sich nicht aufhetzen lassen, das sind die Waffen des Erfahrenen gegen einen Mob. Und selbst wenn die aktuelle Situation, vielleicht sogar nach einer Eskalation, niemand ist perfekt, mit Vorgesetzten zu besprechen ist, ist Kollegialität angesagt. Anschuldigungen können meist einfach widerlegt werden. Und nur wenig Vorgesetzte verzichten gerne auf einen erfahrenen Mitarbeiter, der eine gute Arbeitsleistung zeigt. Und Gleiches mit Gleichem zu vergelten, also seine Kollegen zu beschuldigen, ist ungeschickt. Meine Aussage diesbezüglich war stets: Ich verpfeife keine Kollegen. Und damit bin ich immer gut gefahren.

Wir haben heute die Situation, das nahezu alle Entscheidungen im Grunde von wissenschaftlicher Seite mit Ratschlägen versehen sind. Das mag hier und da auch helfen, aber es ersetzt nicht den sogenannten gesunden Menschenverstand, der sich mit einer Situation, einem Ereignis oder einer Wandlung direkt und bezogen auseinandersetzt. In Ratgebern werden vorgestellte Situationen mit Standardlösung bearbeitet, gelöst oder entschieden. Selten trifft das auf Situationen in der Realität zu. Und manchmal zeitigen selbst „vollkommen falsche“ Reaktionen einen glücklichen Ausgang. Leben kann nicht vorentschieden sein. Es lohnt sich oftmals, seinen Geist zu gebrauchen und hier und da auch mal etwas durchzustehen. Geschick, Mut und oftmals auch Aushalten sind große Werkzeuge mit weitreichender Wirkung. Wer sich traut, sie zu gebrauchen, schafft viele Wandlungen eines Lebensgefüges wie im Traum. Und auch aufzugeben ist oftmals ein Schritt in eine bedeutende Zukunft. Warum wohl heißt es wohl: ein Aufgabe lösen? Eine Aufgabe lösen heißt oftmals, sich anzupassen und endlich aufzugeben, am Erwünschten, Alten und Gewohnten festzuhalten, oder im extrem, alles hinzuschmeißen und neu zu beginnen. Weglaufen, so nannte man es früher mal auf dem Schulhof, ist oft keine Lösung, manchmal aber die einzig mögliche.

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