Der innere Frieden

In fast allen Gesellschaften moderner Art ist es so, das die Gemeinschaft jeden Mitbürger durch Androhung von Strafen vor Ereignissen zu schützen versucht, die Angst oder Sorge beinhalten könnten. Das gelingt leider nicht immer und ist oft mangelhaft ausgearbeitet. Aber das Prinzip, wie es sein könnte/sollte, ist erkennbar. Insofern gibt es auch realistische Angst, reale Sorge, aber das hält sich in Europa zumindest doch in ziemlich engen Grenzen. Das was gut erkennbar viele Mitmenschen zu belasten scheint gehört sicher nicht zu den Letztgenannten. Es handelt sich oft um Emotionen aus den verborgenen Kammern des Selbst, die unerkannt ihre Schatten verströmen. Und hier kann Abhilfe geschaffen werden, indem sie als das erkannt werden, was sie letztlich auch sind: Geister im Guten und Dämonen im Bösen. Unsere Sprache lebt diese Aussage, sind wir in ihr doch oft „be-geistert“, “ent-geistert“, “ver-geistigt“, „von allen Geistern verlassen“, von „einem Dämon besessen“ oder sogar von „einem Geist beseelt“. Vielleicht sollten wir des öfteren mal mehr auf unsere Sprache achten. Sie enthält viele Wahrheiten und drückt vieles aus, wovon wir unserem modernen Wissensverständnis nach nichts mitbekommen. Sie ist alt und schöpft aus den Erfahrungen längst vergangener Strukturen, die wir zwar überwunden zu haben glauben, die aber im Verborgenen noch immer wirksam sind, und das im Guten wie im Bösen. Das Gute zu achten und das Böse zu meiden ist die Empfehlung aller großen Religionen. Das hat/hatte seinen Grund, der auch heute noch wirk-mächtig ist. Die Definitionen haben sich zwar angepasst, wurden verändert, gewandelt und neu gestaltet, aber die Prinzipien sind doch gleich geblieben.

Als weitere Störung des inneren Friedens können Träume, Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche fungieren, die unerfüllt bleibend zu Hoffnungslosigkeit oder Antriebslosigkeit führen können. Auch diese Gruppe stellt sich vom Inhalt her als Geistgestalten heraus. Auch hier gilt es nicht zu erforschen, woher diese Geister wohl kommen könnten, sondern eher, was sie wirklich sind und sie als eigene Schöpfungen zu erkennen, sie anzunehmen und ihnen so ihre Macht zu entziehen. Und eine weitere Gruppe stellt sich oft als Störenfried dar, wenn nämlich geforderte Leistungen, Vorstellungen von Vorgesetzten, Arbeitgebern, Freunden und der Familie…, zu denen eine Abhängigkeitsbeziehung besteht, nicht zu erfüllen sind und wir (nicht) erkennen, das das nicht an uns, sondern an den verworrenen Vorstellungen von Mitmenschen zu liegen scheint. Das diese Erscheinungen den Betroffenen belasten können, ist wohl nicht zu vermeiden, aber, und hier sitzt „der Hase im Pfeffer“, es bleibt doch die Frage zu klären, warum uns die Vorstellungen anderer, die doch gar nicht unser Eigentum sind, belasten können. Ist es vielleicht nicht mehr der tief sitzende Wunsch in mir, doch anerkannt zu werden, doch gefeiert zu werden, oder die Angst, Nachteile zugemutet zu bekommen und, wenn sich das nicht erfüllt, wir an den unerfüllten Träumen erkranken. Oder ist es nicht doch mehr der Widerstand gegen die Überforderung, den wir durch diese Träume und Hoffnungen erzeugen, der letztlich die eigene Kraft bindet? Auch hier erscheint das Problem in ähnlicher Form, nämlich das wir die Störung erkennen müssen, die in uns wirkt und wir nicht allein auf den Mitmenschen als Verursacher projizieren dürfen. Es ist hier der Widerstand, der die Störung in mir verursacht, und mit dieser Erkenntnis können wir genauso verfahren wie mit Emotionen, Träumen oder Hoffnungen. Wir lösen den Widerstand auf, indem wir die Realität anerkennen. Das macht einerseits die Arbeit, auch wenn sie nicht gefällt, leichter, lässt uns mehr Kraft und Ruhe für unser Tun finden und löst den Druck in uns. Es löst das Problem zwar nicht an sich, aber wir erkranken nicht daran. Das ist zumindest schon mal ein Fortschritt. Probleme, die nicht die unsrigen sind, können wir auch nicht lösen. Wir können Hinweise geben, können durch Klarstellungen helfen, aber nicht die Geister in Anderen befrieden. Das muss der Vorgesetzte oder Freund schon selbst erledigen. Wir tun, was wir können, und gut ist. Worauf wir fokussieren müssen ist die Störung, und nicht auf den Verursacher oder den, den wir für den Verursacher halten. Beides geht nach hinten los, nennt sich Projektion und ist ein Krankmacher. Wir können nur die Störung beseitigen, die in uns allein oder in uns durch äußere Ereignisse ausgelöst werden. So kommen wir zu Kraft zurück und gewinnen inneren Frieden. Mehr geht nicht. Wir werden die Welt nicht bessern, sie erretten oder zum Guten wenden. Wir sind nur für uns selbst verantwortlich. Das klingt nach allein-sein müssen, ist es aber nicht. Krank, depressiv und verängstigt zu sein werden zum Allein-Sein führen. Der erreichte „Innerer Friede“ aber ist in Vollendung eins mit Allem, das ist logisch betrachtet zwar letztlich auch allein, aber auf einer ganz ganz anderen Ebene. Und im Dunkel und Hell der Evolution dazwischen gibt es viele viele Stufen. Allein ist da niemand, der offen und frei sein Leben gestalten kann, im Gegenteil: Er/Sie wird die ganze Welt um sich versammelt finden.

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2 Kommentare

    1. Das “Was” ist recht eindeutig. Das “Wie” aber ist entscheidend. Weisheit sagt uns oft, wo wir hinsollen, aber leider nicht, wo der Weg ist und wie er begangen werden kann.

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