Was ist Selbstoptimierung?

In komplexen Gesellschaften richten sich die Inhalte der Konvention in aller Regel nach der Häufigkeit der Eindrücke, die einen Einzelnen erreichen. Wenn also alle Kollegen oder Kolleginnen bestimmte Kleidung oder Gerätschaften verwenden, ich diese ständig zu sehen bekomme, ist die Idee nicht weit, so etwas in dieser Form ebenfalls besitzen zu wollen. Es ist somit oft das gesehene Bild der anderen in meinem direkten Umfeld, die meine eigenen Vorstellungen formen und für mich so zum Vorbild werden. Eine weitere Herkunft formen die Organisationen, die eine Ware oder Dienstleistung anbieten wollen und daher zum Mittel der Werbung greifen. Werbung, wir erinnern uns, arbeitet mit sich häufig wiederholenden Bildern und Aussagen, mit denen wir eine positive und sehnsuchtsvolle Vorstellung verbinden. Solche sind zum Beispiel der Palmenstrand, der Sportwagen, die tolle Figur (woher auch immer kommt, was an einer Figur toll sein soll) oder auch solche Sachen wie das besondere Erlebnis, das besondere Können und die beeindruckende Ausstrahlung, die durch diese Qualitäten bei den Mitmenschen aufgerufen werden kann.

Die beschriebenen Verhältnisse sind nicht besonders geeignet, sinnvolle Selbstoptimierungen zu planen und an sich vorzunehmen, da diese sich ja selten auf die Bedürfnisse einer einzelnen Person, sondern auf die bereits beschriebenen anderen Ursachen zurückführen lassen. Hier spielt einerseits die Bereitschaft der Medien, Konventionsinhalte zu verbreiten, eine bedeutende Rolle, andererseits müssen Ergebnisse und Wissen, die einen Inhalt bilden sollen, ja irgendwoher kommen. Untersuchungen von Meinungsforschern, schlicht Studien genannt, entscheiden oft darüber, was die Medien als gesund, modern, ansprechend, statusbildend erkennen oder was sonst noch toll sein soll. Diese können aber meist nur von Firmen oder Behörden in Auftrag gegeben werden, die einerseits genügend Geld besitzen, um die Forschung auch zu bezahlen zu können und die andererseits die Waren, deren Verteilung und die Ausrüstungen, die benötigt werden, bereitstellen. Das dabei oft Ergebnisse herauskommen, die als von den Sponsoren gewünscht und vielleicht sogar bestellt angesehen werden müssen, ist nicht nur eine kritische Unterstellung. Anders sind zum Beispiel die stets wechselnde Beurteilung der Eignung  von Diäten, die ständig sinkenden Normwerte für Blutparameter, die wechselnden Listen für gesunde Ernährung, die lebensverlängernde Wirkung von sportlichen Aktivitäten und das richtiges Verhalten im Krankheitsfall usw. nicht zu erklären. Wie also erschließen sich die benötigten Parameter dem Einzelnen, der über eine Selbstoptimierung nachdenkt? Wie erfahre ich also wirklich, ob ich zu dick bin oder zu dünn, ob und welchen Sport ich treiben sollte und wann ich genug oder ausreichend schlafe, ob ich genug Vitamine und gesundes Essen zu mir nehme und wie viele Freunde ich im Netz aufweisen muss, um medial dabei zu sein?

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