Was ist Selbstoptimierung?

Im Grunde genommen erscheint unsere Ausgangsfrage falsch gestellt zu sein. Die Richtwerte, nach denen wir urteilen, sind heute meist nicht mehr eindeutig zuzuordnen. Ist etwas wirklich gesund oder hat die Industrie nur ein Umsatzinteresse daran. Auch sind Menschen verschieden und lassen sich nicht so einfach über einen Kamm scheren. Und oft bestimmt ja nicht nur ein Wunsch die Optimierungsüberlegung, sondern vielmehr das Gefühl eines Mangels? Und es wird nicht selten zu beobachten sein, dass sich nach der Umsetzung zwar der Wunsch erfüllen mag, aber der Gehalt dann doch nicht die Zufriedenheit bewerkstelligt, die beabsichtigt wurde? Wie entscheidet man also sinnvollerweise die Frage, ob eine gewünschte, geforderte oder mögliche Optimierung vorgenommen werden soll. Ich denke da nicht nur an Operationen und Tattoos, welche dann ein Leben lang wirksam oder sichtbar bleiben. Zu nennen wären in diesem Sinne auch der Berufswechsel, der Partnerschaftswechsel, ein anderes Lebensgefüge, ein anderes Sozialgefüge, das Auswandern, neue Ernährungsgewohnheiten, ein anderer oder überhaupt Sport, die Hinwendung zu Spiritualität und viele andere Möglichkeiten mehr. Wie kann ich sicher sein, und wenn das schon nicht zu 100% geht, welche Methode kann mir bei der Entscheidung helfen?  Gibt es überhaupt hier so etwas?

Mit diesen Fragen setzen sich die verschiedensten Wissenschaften seit Jahrhunderten schon auseinander, und jede Richtung unter ihnen gibt andere Antworten. Da gibt es Religionen, die bestimmte Auffassungen über das Leben vertreten, die Geisteswissenschaften, die übers Nachdenken und Untersuchen zu einem Ergebnis kommen, da gibt es Weltanschauungen, die das ein oder andere Detail eines Lebens ganz unterschiedlich betrachten. Eine Aufforderung, sich das alles anzueignen, würde sich zu einer unlösbaren Aufgabe verdichten. Sisyphus lässt grüßen.

Aber tatsächlich gibt es eine Methode oder besser gesagt ein methodisches Geflecht, das bei der Frage hilfreich sein kann. Aber darin gibt es keine Anleitung, was genau zu tun sei, sondern es beschreibt mehr ein Verfahren, mit dem ich meine Gedanken, Zweifel und Vorstellungen besser ordnen kann. Das Verfahren besteht darin, alle Aspekte einer Fragestellung zu beleuchten und für sich selbst belastbare Antworten zu finden. Es versucht, die Neigung der Menschen, eine Emotion und deren Verwirklichung, Vermeidung oder Erfüllung in den Vordergrund zu stellen, durch präzise gestellte Fragen abzuschwächen oder sogar ganz aufzulösen und damit zu einer mehr rationalen Antwort zu kommen, die auch über einen langen Zeitraum hinweg Bestand haben kann. Besonders für junge Menschen ist das sehr wichtig, da einerseits die Emotionen noch hoch kochen und der Zeitraum, der zu leben noch vor ihnen liegt, sehr lang sein kann. Nehmen wir einmal eine einfache Frage wie ein Tattoo.  Zunächst einmal wären nachstehende Fragen ehrlich zu beantworten:

  1. Woher stammt die Idee genau?
    Ist also die Idee wirklich auf meinem Mist gewachsen oder folge ich nur der Tatsache, dass mein Freundeskreis, mein Partner oder meine Kollegen so etwas haben machen lassen oder sich das von mir wünschen und ich nur nachfolge, um dazu zu gehören. Ist von mir (+), Ist nicht von mir (-).
  2. Wem oder was würde es nützen?
    Ein Bild ist wo auch immer es auftritt von Anschauen her meist ein kurzes Vergnügen. Ist es erst bekannt, gewohnt und akzeptiert, wird es schnell uninteressant (-).
  3. Könnte meine Entscheidung mühe- und folgenlos rückgängig gemacht werden?
    Im Falle eines Tattoos ist das so schnell und problemlos nicht möglich(-).
  4. Wird es mir ein Leben lang gefallen können?
    Da sich Menschen ändern, anpassen und entwickeln, muss ich eher zu der Überzeugung kommen, das es mir nicht ein Leben lang gefallen kann (-).
  5. Gibt es mir wichtige Menschen, die meine Entscheidung ablehnen werden?
    Es gibt immer unterschiedliche Ansichten, egal welches Thema auch betrachtet werden wird (-).
  6. Beeinträchtigt es meine Gesundheit?
    Jeder Eingriff ins Innere des Menschen ist als eine Störung anzusehen (-).
  7. Was genau soll die Entscheidung erbringen?
    Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ist es eine Gruppenzugehörigkeit, ein Weltbild, ein Gefühl von politischer oder spiritueller Zugehörigkeit oder eine Absichtserklärung. Was genau soll es ausdrücken und wie lange wird dieser Ausdruck gelten. Für immer? Eine seltsame und meist unbegründete Vorstellung (-).
  8. Wer außer mir kann das in meinem Sinne verstehen?
    Menschen sind unterschiedlich, und genau so wird auch die Einschätzung sein, die das Bild hervorruft (-).
  9. Könnte sich mein Lebensgefüge ändern?
    Ja, auf jeden Fall. Wer heute Polizist oder Flugbegleiter werden möchte, in beratenden oder repräsentativen Berufen tätig sein möchte, kann sich Tattoos nur dort leisten, wo sie nicht offen gesehen werden (-).
  10. Hat das Aufkommen der Frage etwas mit Widerstand zu tun?
    Mache ich das vielleicht nur, um meine Eltern zu ärgern, weil sie sich mir gegenüber nicht so verhalten, wie ich mir das wünsche oder so ähnlich? Viele dieser Bilder entstehen aus der aus der Pubertät gewohnten Abwehrhaltung der Familie gegenüber (-).
  11. Wäre es für mich oder die Allgemeinheit nützlich?
    Ich kann ein Bild auf der Haut nicht als nützlich empfinden, einmal gesehen, und gut ist es (-).
  12. Wäre es für mich oder die Allgemeinheit heilsam?
    Was heilt ein Tattoo anders als ein Gefühl eines Mangels (-), nämlich das ich mein Körper der Verschönerung bedarf und ich nicht so bin ich es mir wünsche?

Wenn ich diese 12 Fragen beantworte, werde ich wie am Beispiel zu sehen ist zu einer negativen Entscheidung kommen und mir kein Tattoo stechen lassen. Ein Minuszeichen wurde verteilt für ein klare Ablehnung oder einer ungewisse Antwort, ein plus nur für eine eindeutige zustimmende Aussage. Andere Menschen könnten die Fragen natürlich anders beantworten. Stellen Sie sich diesen Fragen mal zu einem der Themen wie einer Brust(Penis)-Vergrößerung  oder -Verkleinerung, einer umfangreichen Fettabsaugung, zu einer Gesichtskorrektur, zu Botox-Injektionen, der Frage, ob Sie in die Politik einsteigen sollten, sich künftig nur noch Vegan ernähren oder nach Australien auswandern wollen, bevor Sie sich ihrer eigentlichen Fragestellung zuwenden, und schauen Sie dazu dann auch mal ins Internet, was andere dazu zu sagen haben und wie es ihnen nach ihrer Entscheidung ergangen ist. Wie immer im Leben ist Lernen der Anfang, Tun die Folge und dazu Stehen-Können die Herausforderung. Etwas Übung und ein paar Informationen zu einer Aufgabenstellung können also nicht schaden. Entsprechende Fragen lassen sich zu jeder Form der Selbstoptimierung in gleicher Weise stellen. Sie müssten hier und da allerdings etwas angepasst werden. Es geht in aller Kürze formuliert immer zuerst um die Aufgabe, Klarheit zu gewinnen über die Motivationen, die den Entscheidungen, sich verändern zu wollen oder zu müssen, zugrunde liegen. 

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